Die Stadt Kanchanaburi ist Provinzhauptstadt der gleichnamigen Provinz und hat etwa 25.000 Einwohner. Sie liegt 130 Kilometer östlich von Bangkok, nahe der Grenze zu Myanmar. Bekannt wurde die Stadt durch den Film "Die Brücke am Kwai", in dem Kriegsgefangene für die Japaner im 2. Weltkrieg eine Brücke über den Fluss Kwai erbauen mussten. Daher ist die in Kanchanaburi befindliche Brücke über den River Kwai der Haupttouristenmagnet der Stadt. Dabei wird zumeist übersehen, dass die originale Brücke schon nach kurzer Zeit wieder zerstört wurde, und sie sich zudem noch an einer ganz anderen Stelle befand. Nichtsdestotrotz zählt für die meisten Touristen ein Gang über die Brücke der Stadt zu den Highlights ihres Besuches.
In und um Kanchanaburi sind viele Kriegsgräber zu finden. Zudem befindet sich der Hellfire Pass in der Nähe, der zu einer Gedenkstätte ausgebaut wurde. Der Hellfire Pass, ein Teilstück des Death Railways zwischen Burma und Thailand, musste von Zwangsarbeitern mit schwerster Arbeit durch die Felsen geschlagen werden. Ihn bezahlten besonders viele Gefangene mit dem Leben. Durch Entbehrung, Hitze, schwerste Arbeit, Malaria und Misshandlungen.
Kanchanaburi ist aber mehr als nur Kriegserinnerungen. Die Landschaft um die Stadt hat eine Menge zu bieten. Als Beispiel will ich hier nur den Erawan Nationalpark mit seinen wunderschönen Wasserfällen nennen.
Sonntag, der 11. November 2018. Es ist nach 21:00 Uhr, wir sitzen in einem Taxi von Bangkok nach Kanchanaburi. Normal wollte ich mit einem Bus anreisen, aber unsere Flugverbindung heute aus Chiang Mai hat sich um Stunden verspätet. Daher ist ein Taxi die einzige Alternative, und bei einem Fahrpreis von 1500 Bärte auch noch halbwegs erschwinglich.
Um 23:00 Uhr erreichen wir unsere Unterkunft in Kanchanaburi. Dank Google Maps war das Auffinden des Hauses kein Problem. Es hätte aber auch so gut klappen müssen, es liegt schließlich in unmittelbarer Nähe der Brücke über den River Kwai.
Ich drücke dem Fahrer das vereinbarte Geld in die Hand, lege noch 200 Baht drauf. Wir bedanken und verabschieden uns. Dann checken wir ein.
Eine Viertelstunde später stehen wir wieder draußen. Gerne würden wir noch etwas essen und trinken. Wir marschieren die dunkle Straße parallel zum River Kwai entlang. Dann finden wir ein noch geöffnetes Lokal. Wir setzen uns an einem Tisch. Leider kann der Schuppen nicht mehr mit Speis sondern nur noch mit Trank dienen. Mir macht das nichts, es gab ja etwas Futter im Flieger. Nur der knurrende Magen meiner Freundin muss noch bis morgen warten.
Zur besten Mittagszeit wachen wir auf. Wir machen uns zügig fertig, dann geht es für uns zum direkt neben dem Hotel befindlichen Restaurant. Ich freue mich über ein etwas verspätetes Frühstück, meine Freundin ordert deftiges Thaifood.
Wir mieten uns ein Songthaew und lassen uns zum Wat Tham Sua fahren. Die Anlage befindet sich auf einem Hügel und lässt sich bequem über eine lange, steile Treppe erreichen. VIP-Gäste, zu denen wir selbstverständlich gehören, können auch eine kleine Zahnradbahn benutzen. Oben angekommen, durchstreifen wir das Gelände.
Ich betrete das Hauptgebäude und strebe nach oben. Je höher man kommt, umso spektakulärer soll der Blick auf den großen Buddha sein. Leider werde ich bereits auf der zweiten Ebene gestoppt. Eine Eisentür versperrt die Treppe hinauf. Zu meinem Bedauern muss ich feststellen, dass hier um 16:00 Uhr geschlossen wird. Es wären zwar noch ein paar Minuten Zeit, aber man hat bereits abgesperrt. Bitter, ich muss auf ein tolles Foto von oben verzichten. Auf eines der klasse Bilder, wie ich sie im Netz gesehen habe. Wäre ich direkt nach unserer Ankunft hochmarschiert, hätte es geklappt!
Wir schlendern auf einem Fußweg wieder nach unten. An der Höhle, die dem Wat ihren Namen gab, legen wir noch einen kurzen Stopp ein.
Wir steigen in unser Fahrzeug, und fahren zurück nach Kanchanaburi. Kurz nach der Abfahrt drücke ich den Klingelknopf. Das Songthaew hält an, ich kann noch ein Foto von dem gesamten Wat Tham Sua machen.
Während der Fahrt kommen wir an mehreren chinesischen Gräberfeldern vorbei. Da ich keine Lust habe, nochmals die Halteklingel zu betätigen, versuche ich mich an ein Bildchen aus dem fahrenden Wagen.
Wir erreichen nach etwa 30 Minuten Fahrt wieder Kanchanaburi.
An der Brücke über den River Kwai verabschieden wir uns von unserem Kutscher. Mein Mädel und ich haken das Touri-Pflichtprogramm von Kanchanaburi ab, wir wandern einmal über die gesamte Brücke.
Wir betreten ein schwimmendes Restaurant direkt neben der Brücke und ordern unser Dinner. Ich bin begeistert, man hat ein Champignons-Steak mit Pommes im Angebot. Ich schlage zu, endlich wieder zivilisierte Nahrung, Das hatte ich nun länger nicht mehr!
Kürz bevor wir unsere Mägen füllen können, kommt Unruhe auf. So wie es aussieht, erreicht ein Zug die Brücke. Ich springe auf, suche mir einen guten Standort, und lichte den Moment ab.
Den Abend verbringen wir etwa zwei Kilometer weiter südliche im Amüsierviertel des Ortes. Praktischerweise befindet es sich an der Maenam Kwai Road, der Straße, an der am anderen Ende auch unsere Unterkunft liegt.
Viel los ist heute aber nicht. Dies wundert mich, schließlich hat die Hauptsaison begonnen. Egal, wir genießen den ruhigen Abend bei einer angenehm abgekühlten Temperatur.
Kurz nach elf verabschieden wir uns von unserer Bar. Ein Tuk-Tuk bringt uns zu unserem Kanchanaburi City Hotel. Die Wegbeschreibung gestaltet sich einfach: Immer die Straße entlang!
Während sich meine Begleitung schnell schlafen legt, halte ich mich noch ein wenig an einem Tisch vor dem Eingang des Hauses auf. Die eine oder andere Kippe will noch gequalmt werden, und im Hotel ist Rauchverbot.
Um 11:25 Uhr sitzen wir in einem Fahrzeug, welches wir samt Fahrer für 1300 Bärte bis zum Nachmittag gemietet haben. Es geht Richtung Norden. Etwa 65 Kilometer später ist unser heutiges Ziel erreicht: Der Erawan-Nationalpark. Ich rauche noch eine Zigarette, dann marschieren wir los. Es gilt, den siebenstufigen Erawan-Wasserfall zu erkunden.
Zunächst geht es gemütlich auf asphaltiertem Wege durch den Wald.
Die erste Stufe ist erreicht, alles ganz easy. Ich packe Kamera und Stativ aus und versuche mich an ersten Wasserfall-Fotos.
Es geht weiter. Der Weg wird mehr und mehr beschwerlich. Schnaufend kämpfen wir uns nach oben. Irgendwann schmerzt mein Arm, schließlich trage ich die ganze Zeit mein Stativ mit der aufgeschraubten Kamera mit mir herum. Es wäre zu mühselig, vor jedem Foto alles wieder auszupacken und zusammenzubauen. Und nach einem Foto wieder alles zu verstauen.
Ich bin fix und fertig, habe kaum noch Kraft in den Beinen. Vor mir tropft die ganze Zeit Schweiß aus meinem Gesicht auf den Boden. Auch sonst bin ich klatschnass. Als käme ich gerade aus der Dusche. Normal achte ich darauf, dass keine Schweißtropfen meine Brille beschmutzen. Dies ist mir jetzt egal. Das Teil ist vollkommen verschmiert. Mir reicht es schon, dass ich mehrmals gerade noch so verhindern kann, dass sie mir vom Gesicht rutscht und auf den Boden fällt. Ich hätte niemals gedacht, dass ich so schwach drauf sein könnte. Ich schiebe alles auf mein wiederentdecktes Hobby "Rauchen".
Kurz vor der fünften Wasserfall-Stufe gebe ich auf! Bitter, die fünfte Stufe ist besonders hübsch. Ich habe sie noch von meinem letzten Besuch hier vor sechs, sieben Jahren in Erinnerung. Aber ein sehr steiles Wegstück, welches nur auf allen Vieren zu bewältigen ist, stellt heute ein unüberwindbares Hindernis für mich dar. Nicht nur, dass ich keine Kraft mehr habe. Ich würde mir beim Aufstieg vermutlich auch noch meine Kamera zerdeppern. Zudem sind wir inzwischen spät dran. Ich packe Kamera und Stativ ein, dann treten wir den Rückweg an. Meine Freundin läuft vor, ich stampfe schwer keuchend hinterher.
Wir kommen an unserem Fahrzeug an. Die letzten Meter haben wir mit Hilfe eines kleinen Elektrowagens hinter uns gebracht. Jeder Schritt, der heute nicht gegangen werden muss, ist ein guter Schritt! Wir schnaufen kurz durch, dann steigen wir in den Wagen. Der Fahrer stellt die Klimaanlage auf höchste Stufe. Welch ein Genuss, endlich abkühlen zu können! - Phu, das war ein hartes Stück Arbeit. Der Huay Mae Khamin Wasserfall, 50 Kilometer entfernt vom Erawan Wasserfall, steht noch auf meiner ToDo-Liste. Er soll der schönste Wasserfall Thailands sein. Ich bin nach der heutigen Erfahrung allerdings nicht mehr sicher, ob ich ihn angehen soll. Aber schaun mer mal, morgen werden erst einmal wieder Kräfte gesammelt.
Gegen 16:45 Uhr erreichen wir wieder das Kanchanaburi City Hotel. Wir gehen hinauf auf unser Zimmer. Ohne Dusche geht heute gar nichts mehr. Dann ruhen wir uns ein wenig aus.
Kurz nach Sonnenuntergang stehen wir wieder draußen auf der Straße. Zunächst besuchen wir zwecks Nahrungsaufnahme ein Restaurant. Es liegt ziemlich auf halbem Wege zwischen unserer Unterkunft und der Partymeile des Ortes. Mit gefüllten Mägen treten wir anschließend den Rest des Weges zurück. Wir werfen uns ins Getümmel. Wobei, soviel los ist auch heute nicht. Aber ein paar Stunden Livemusik sind für uns drin.
Mittwoch, der 14. November. Um 8:30 Uhr reißt mich der Wecker aus dem Schlaf! "Was ist das für ein Scheiß?", denke ich mir. Schon wieder so früh aufstehen! Habe ich Urlaub, oder nicht? Ich kämpfe mich aus den Federn.
Eine Stunde später verlassen wir unser Zimmer. Das ist nicht nur rekordverdächtig, das ist ein Rekord! Wir nehmen uns ein Songthaew und lassen uns zum kleinen Bahnhof von Kanchanaburi fahren. Ich kaufe drei Fahrkarten für den Zug nach Nam Tok. Anschließend ist erst einmal warten angesagt. Zunächst am Bahnsteig, später in einem der schon bereitstehenden Wagons. Kurz vor halb elf ist es dann soweit: Der Zug fährt ein.
Unser Wagon wird angehängt und schon geht die Fahrt los. Die Fahrt auf dem bekannten Death Railway. Der Zugstrecke zwischen Burma und Thailand, die im 2. Weltkrieg von alliierten Kriegsgefangenen erbaut werden musste, um einen japanischen Angriff auf Britsch-Indien zu unterstützen.
Wir erreichen den kleinen Halt vor der Brücke über den River Kwai. Hier hätten wir ebenfalls zusteigen können, und hätten so etwas Zeit gespart. Aber ich dachte mir, dass es ab dieser Station voller werden würde, und man nur mit Glück gute Fensterplätze bekäme. Und so ist es auch, mein Plan ist aufgegangen.
Die Fahrt ist nicht sonderlich spektakulär. Darum geht es aber nicht. Es geht darum, einmal auf dieser Strecke zu fahren. Und es geht darum, einmal über das letzte Holzkonstrukt aus der Zeit des 2. Weltkriegs zu rollen. Nach etwa 1 3/4 Stunden ist es dann soweit. Wir erreichen die Holzbrücke. Der Zug ist inzwischen voll, es sind nochmal eine Menge Passagiere an der letzten Station zugestiegen. Nun versucht jeder, ein Blick aus den Fenstern auf der linken Seite zu werfen. Vielen Leuten gelingt dies nicht. Wir haben da keine Probleme, wir sitzen schon seit der Abfahrt strategisch günstig an einem Fenster auf der linken Seite.
Irgendwie war es aber doch ein wenig enttäuschend. Viel hat man nicht gesehen. Zudem ist dieser Streckenabschnitt auch noch recht kurz. Egal, es geht weiter.
An der Endstation Nam Tok steigen wir aus. Ich würde mich hier am liebsten in das Restaurant neben dem Bahnhof verdrücken und die Zeit bis zur Rückfahrt abwarten. Meine Freundin will aber in den Ort hinein und den dort befindlichen Saiyok Noi Wasserfall besichtigen. Ich lasse mich breitschlagen, auch wenn ich Bedenken habe. Ich befürchte, wir könnten eventuell Probleme bekommen, einen Lift zurück zum Bahnhof zu finden.
In Nam Tok angekommen, statten wir zunächst dem Wasserfall einen Besuch ab.
Dann setzen wir uns in ein Straßenrestaurant gegenüber vom Wasserfall und schlürfen jeder eine Suppe.
Die Zeit der Rückfahrt ist gekommen. Leider bewahrheiten sich meine Befürchtungen. Niemand ist bereit, uns zum Bahnhof zu fahren. Die Songthaews warten alle auf irgendwen oder irgendwas. Bis nach Kanchanaburi, ja, das würden sie machen. Für 1000 Baht. Aber nicht zum Bahnhof.
Ein thailändisches Pärchen spricht mit einem der Songthaew-Fahrer. Mein Mädel schaltet sich ein, dann steigen wir alle hinten auf sein Fahrzeug. Natürlich geht es nicht zum Bahnhof, sondern nach Kanchanaburi. Aber immerhin wird der Fahrpreis geteilt.
Der Fahrer lädt uns am Bushof von Kanchanaburi aus. Eine gute Freundin meines Mädels heiratet, sie möchte dabei sein. Daher erkundigt sie sich nach den Abfahrtzeiten der Direktbusse in ihre Heimatstadt Surin im Nordosten Thailands. Zu unserer Überraschung gibt es aber nicht zwei Verbindungen am Tag, wie uns das Mädel an der Rezeption unseres Hotels mitgeteilt hat, sondern nur eine. Zudem geht sie nur bis nach Khorat, und sie fährt abends ab. Ach du Schreck! Eine Abfahrt morgen Abend wäre zu spät, meine Freundin würde mitten in die laufende Hochzeit platzen. Also ersteht sie eine Fahrkarte für heute Abend. Ich bin nicht sehr begeistert. Sie wird erst nach Mitternacht in Khorat ankommen und muss anschließend weiter nach Surin. Keine gute Zeit!
Wir fahren zunächst zurück in unsere Unterkunft, anschließend gehen wir noch ein wenig essen.
Nachdem wir gesättigt sind, laufen wir zurück zu unserem Hotel. Meine Freundin schnappt ihren Koffer, und es geht weiter zum Bushof. Recht pünktlich kommt der Bus an. Sie steigt ein. Ich winke ihr nochmal zu, dann geht ihre Reise los.
Ich lege eine kurze Rast in meinem Zimmer ein. Dann verbringen ich die Nacht einmal mehr in der Partymeile des Ortes. Wirklich spät wird es heute aber nicht. Wieso auch, alles ist recht ruhig. Noch vor elf Uhr bin ich zurück in meinem Zimmer.
Ich gehe nochmals hinaus und setze mich an einen der Tische vor dem Hoteleingang. Entspannt rauche ich ein paar Zigaretten. Ein Farang, so um die 45ig, kommt mit seinem thailändischen Mädel vorbei. Sie setzen sich mit an meinem Tisch. Der Farang fragt mich, wo ich herkomme. Als er erfährt, dass ich Deutscher bin, ist er hoch erfreut. Er kommt aus Schweden, lebt in Thailand, lernt Deutsch, und hat Deutschland schon einige Male besucht. Er besteht darauf, dass wir deutsch reden. Die Nacht wird lang und länger. Die Themen gehen von seiner Begeisterung für Deutschland, über China und deren Bedrohung für die westliche Welt, bis zur Flüchtlingskrise und Merkels "Wir schaffen das". Gelegentlich müssen wir das an der Rezeption schlafende Mädel wecken und sie um einen neuen Rutsch Bierchen bitten. Was wir dann jeweils mit einem ordentlichen Trinkgeld vergüten!
Donnerstag, der 16. November. Ruhetag. Zur goldenen Mittagszeit stehe ich auf und mache mich ganz entspannt fertig. Dann verlasse ich das Zimmer und statte dem Bistro neben meiner Unterkunft einen Besuch ab. Frühstück ist angesagt.
Ich schlendere ein wenig die Maenam Kwai Road Richtung Brücke entlang. Dann nehme ich im River Kwae Restaurant Platz und ordere eine Runde Leo. Irgendwann krame ich ein paar Ansichtskarten aus und schreibe Grüße an die Lieben daheim.
Auf der Brücke kommt Unruhe auf. Die Leute auf der Stahlkonstruktion begeben sich zügig zu den Ausweichpodesten. Der Zug nach Nam Tok fährt über das Viadukt.
Das war doch mal ein Spektakel! Ich lasse ein weiteres Leo kommen und widme mich wieder den Postkarten.
Kurz vor Sonnenuntergang herrscht auf der Brücke erneut helle Aufregung! Nein, es fährt kein weiterer Zug nach Nam Tok. Jetzt KOMMT ein Zug aus Nam Tok! Hölle! Zudem ist es der Letzte für heute, und er wird entsprechend begeistert gegrüßt.
Ich habe für heute genug gesehen. Ich lasse die Rechnung kommen und zahle. Anschließend ruhe ich mich in meinem Zimmer vom anstrengenden Tag aus.
Nach einer Stunde breche ich wieder auf. Zunächst gehe ich zum Ponton-Restaurant auf der nördlichen Seite der Brücke. Deren leckeres Champignons-Schnitzel lockt. Dann zieht es mich einmal mehr zum Barviertel von Kanchanaburi. Wie schon die letzten Abende, ist es dort auch heute ruhig und beschaulich.
Die Ruhe hält mich aber nicht davon ab, ein wenig Live-Musik konsumieren zu wollen. Ich setze mich in die Blue Jeans Bar. Etwa eine Stunde später trudelt die Hausband ein und beginnt mit ihrer Arbeit. Wobei ich es auch heute wieder irgendwie merkwürdig finde, wenn eine ganze Band vor nur eine Hand voll Zuhörern spielt.
Gegen 23:15 Uhr ist das Konzert für mich zu Ende. Ich kaufe noch ein paar Sachen im nächsten 7/11 ein, dann gehe ich zu meinem Taxi.
Die Fahrerin meint, sie habe mich schon gesehen und auf mich gewartet. Sie kennt mich inzwischen, schließlich sind wir bereits gestern mit ihr gefahren. So groß ist die Auswahl an Taxis hier nicht. Wenn man nicht aufpasst, steht man nachts plötzlich ohne Lift da, und muss den Weg zur Unterkunft per pedes antreten.
An meinem Hotel angekommen, mache ich es mir zunächst noch eine Zeitlang an einem der Tische vor dem Eingang gemütlich. Dann beende ich den Tag.
Für heute standen zwei Optionen zur Auswahl. Zum einen der Huay Mae Khamin Wasserfall, zum anderen der Hellfire Pass. Die Erinnerung an die Strapazen am Erawan Wasserfall führten dann dazu, dass ich schweren Herzens auf dieses Ziel verzichte. Zumal ich mich auch nicht sonderlich fitter fühle als vor ein paar Tagen, als es zum Erawan ging. Also der Hellfire Pass. Ein Ausflug dorthin hat auch den Vorteil, dass ich leidlich ausschlafen kann. Zudem ist der Hellfire Pass ein Muss-Ziel, wenn man ein paar Tage in Kanchanaburi ist. Und da ich schon zum zweiten Male länger im Städtchen bin, wird es Zeit, diesen Punkt anzugehen.
Um kurz vor eins stehe ich vor meiner Unterkunft. Mein Fahrzeug samt Fahrer warten schon auf mich. Ich stecke mir noch schnell eine Kippe an und rauchen sie auf, dann geht es auch schon los. Der Weg führt mich Richtung Nordwesten. Nach einer Stunde kommen wir am Ziel an. Ich steige aus und marschiere los. Zunächst geht es in mehreren Kehren recht tief nach unten. Angenehm zu gehen, aber die Rückweg wird kein leichter sein. Dann habe ich die alte Bahntrasse erreicht und es geht auf ihr eben weiter.
Der Hellfire Pass war das härtesten Teilstück bei der Errichtung des Death Railways. Hier mussten von den alliierten Kriegsgefangenen und den asiatischen Zwangsarbeitern, schlecht ausgerüstet, Schneisen durch die hohen Felswände geschlagen werden. Und das auch noch bei den extremen klimatischen Bedingungen, die hier herrschen.
Ich hatte alles etwas wilder, ursprünglicher erwartet. Stattdessen hat man hier eine Art Gedenkstätte errichtet. Ich erreiche den Pass.
Ich habe noch etwas Zeit, daher marschiere ich ein wenig weiter.
Bis zum Pass war es, was die Wärme angeht, noch in Ordnung. Nun aber ist es richtig schwül und heiß. Das erinnert mich an die Latschenfelder bei meinen Bergtouren vor vielen Jahren. Morgens war es dort angenehm kühl. Aber ab Nachmittag strahlten sie Hitze aus. Sie hatten die Wärme gespeichert. Ähnlich muss es hier sein. Ich bin durchgeschwitzt!
Ich trete den Rückweg an. Den steilen Aufstieg zum Ausgangspunkt kann ich nur mit einigen Pausen bewältigen. Klatschnass komme ich oben an. Ich schnaufe kurz durch, dann sitze ich wieder im Wagen. Die Klimaanlage ist ein einziger Genuss!
Der Fahrer steuert den kleinen Zughalt Tham Kra Sae an. Ich steige aus und laufe etwas auf den Gleisen entlang. Nach wenigen Metern stehe ich auf dem Teil der Eisenbahnbrücke, der noch aus dem Krieg erhalten ist. Vorgestern fuhren wir hinüber, heute stehe ich drauf. Perfekt! Und, als mehr als das Sahnehäubchen, kommt auch noch ein Zug an.
Ich statte noch einem in einer Höhle neben der Bahnstrecke befindlichen Wat einen kurzen Besuch ab. Dann geht es für mich zurück zu meinem Fahrzeug. Wir fahren wieder nach Kanchanaburi und zum Kanchanaburi City Hotel. Dort angekommen, drücke ich dem Fahrer die vereinbarten 1600 Bärte in die Hand. Anschließend ruhe ich mich aus.
Nachdem es dunkel geworden ist, wage ich mich wieder nach draußen. Ich schlendere ein weiteres Mal zur Brücke über den River Kwai. Das Ponton-Restaurant mit seinem leckeren Champignons-Steak lockt.
Für den Rest des Abends steuere ich, wie schon gestern, den Blue Jeans Pub an. Ich setze mich und ordere ein Leo. Die Band kommt an. Die Sängerin grüßt mich überrascht. Es scheint hier nicht üblich zu sein, dass Gäste mehrere Abende kommen. Aber klar, in Kanchanaburi gibt es viele Kurzzeitausflügler!
Gegenüber macht der Cheap-Charly-Laden das Geschäft seines Lebens. Eine größere Gruppe Touris mischt den Laden ordentlich auf, es geht heiß her.
Kurz nach 23:00 Uhr verlasse ich das Blue Jeans. Bye, bye! Ich besteige mein bereits auf mich wartendes Stammtaxi und fahre zurück zu meiner Unterkunft. Ich genieße draußen noch ein wenig die abgekühlte Luft, dann ziehe ich mich in mein Zimmer zurück und lege mich schlafen.
Samstag, der 17. November. Um 10:30 Uhr klingelt der Wecker. Ich mache mich frisch, dann packe ich meine Sachen. Anschließend verlasse ich das Zimmer und checke aus.
Von Kanchanaburi nach Bangkok fahren stündlich Busse ab. Die Fahrt dauert an die drei Stunden, ich habe also noch gut Zeit. Ich statte dem Bistro neben meiner Unterkunft einen letzten Besuch ab und bestelle ein schmackhaftes Frühstück.
Ein Thai aus dem Bistro spricht mich an. Ich dachte bisher, er sei ein Angestellter des Lokals. Stattdessen ist er der Inhaber. Er ist in den USA geboren und aufgewachsen, und hat vor kurzem diesen Laden aufgemacht. Irgendwie schräg: Ich habe ihn immer in einfachen und kurzen englischen Sätzen angesprochen. Nun stellt sich heraus, dass Englisch seine Muttersprache ist! In wenigen Tagen will er mal wieder rüber in die Staaten. Deutschland steht auch für irgendwann auf seiner Wunschliste. Ich schreibe auf seinem Wunsch meine Mailadresse auf einen Zettel. Falls er mal nach Hamburg kommt, können wir ja ein gemeinsames Bierchen schlürfen.
Ich zahle. Ein Songthaew fährt mich für recht teures Geld zum Bushof. Dort angekommen, versucht man mir Vans schmackhaft zu machen. Ich winke ab. Diese Teile sind mir zu gefährlich. Ich habe von zu vielen Unfällen mit diesen Teilen gelesen. Und meine Fahrt mit so einem Fahrzeug von Trat nach Bangkok vor ein paar Jahren habe ich noch lebhaft in Erinnerung. Hölle! Nee, ich gehe lieber zum schon am Straßenrand stehenden Bus nach Bangkok. Um 14:05 setzt sich das Gefährt in Bewegung.